Erfahrungsbericht: Fabian Seipel
„Die Entscheidung ein Auslandssemester in Australien zu absolvieren, gehört definitiv zu den besten Ideen, die ich bis jetzt in meinem Leben hatte. Wenn es mir erneut möglich ist im Ausland zu studieren oder ein Praktikum anzunehmen, werde ich nicht überlegen müssen.“
Allgemeine Infos zum Studieren am Queensland Conservatorium:
Die Griffith University ist in vier verschiedene Campusse aufgeteilt von denen drei in Brisbane liegen (Nathan, Mount Gravatt, South Bank) und einer an der Gold Coast. Für diejenigen, die Strand und Surfen ihr Hobby nennen, ist Letztgenannter wohl die beste Wahl, ansonsten bietet die Stadt Brisbane im Gegensatz zur Gold Coast deutlich mehr kulturelles Potential. Nicht alle Studiengänge werden jedoch auch an verschiedenen Campussen angeboten. Music Technology zum Beispiel wird am South Bank Campus inmitten von Brisbane gelehrt.
Im Gegensatz zur Hochschule Darmstadt ist die Griffith University, wie auch die meisten anderen australischen
Universitäten, um einiges ansprechender hinsichtlich Vorlesungs- und Übungsräumen, Bibliothek, Studienorganisation!!!, Lehrmaterial, Qualität der Vorlesungen, Feedback/Hilfsbereitschaft von Dozenten wie auch dem generellen Leben auf dem Campus. Der Schluss liegt nahe, das dies unter anderem an den australischen Studiengebühren liegt (siehe Kosten weiter unten).
Der Umgang zwischen Studenten und Dozent ist deutlich entspannter und freundlicher, jedoch nicht minder professionell als in Deutschland. Dozenten reagieren beispielsweise eher verwundert wenn sie nicht mit Vornamen angesprochen werden. Meine Kommilitonen waren ohne Ausnahme unglaublich zuvorkommend und haben mir bei eventuellen Schwierigkeiten und Aufgaben immer ausgeholfen.
Das intellektuelle Niveau meiner Studieninhalte war vergleichbar, eventuell sogar etwas über dem der H_da, allerdings war der „Workload“ in meinem Fach deutlich höher. Etwa vier Abgaben pro Fach (Projekte und/oder Essays), meistens zu einer gewissen Deadline einzureichen im Online Portal der Universität, waren der Standard pro Fach. Durch den höheren Aufwand kann ich aber auch behaupten, dass ich in deutlich mehr praktischen und theoretischen Input bekommen habe im Vergleich zur H_da. Die Angaben beziehen sich dabei natürlich auf meinen Studiengang.
Die vier Kurse, die ich belegt habe, ergeben insgesamt 40 australische Credit Points, die 30 deutschen Credit Points und somit einem vollständigen Semester entsprechen. Die Vorlesungszeit beträgt insgesamt 13 Wochen von Mitte Juli bis Ende Oktober (eine Woche Anfang Oktober in der Mitte des Semesters ist frei: Spring Break). Nach Woche 13 folgt eine weitere freie, sogenannte „Study Week“, bevor in den erste zwei Novemberwochen die finale Klausurphase folgt. Vor den eigentlichen Vorlesungen Anfang Juli bietet die Uni eine Orientierungswoche an, die sehr zu empfehlen ist und in der man sehr viele neue Freunde kennenlernt.
Der folgende Teil soll nachfolgenden Studierenden bei der Planung des Auslandsaufenthaltes helfen:
Organisation des Studienaufenthalts?
Da die Hochschule Darmstadt im Fachbereich Music Technology leider nur in sehr beschränktem Rahmen Partnerhochschulen besitzt, habe ich mich über die kostenlose IEC Agentur (http://www.ieconline.de/), die ich sehr empfehlen kann, selbstständig um ein Auslandsaufenthalt beworben. IEC stellte zunächst ausführliche und übersichtliche Informationen zu allgemeinen Möglichkeiten sowie den einzelnen Universitäten bereit und übernahm anschließend die Vermittlung und Organisation zu der ausgewählten Hochschule im Ausland. Das bedeutet zwar ein Mehraufwand in puncto Planung und Organisation, die Zeit und Arbeit sollte man jedoch investieren um eine wirklich passende Hochschule/Stadt zu finden.
Wo haben Sie gewohnt? Wie haben Sie sich die Unterkunft besorgt?
Ich durfte glücklicherweise zunächst eine Woche bei Freunden übernachten bis ich eine passende Bleibe gefunden hatte. Sehr zu empfehlen ist bereits vor der Orientierungswoche nach Australien zu reisen, um sich um die Unterkunft zu kümmern, da kurz vor den Vorlesungen etliche Studierende neue Wohnungen suchen. Meine erstes Zimmer war inmitten der Stadt in einem von vielen Studenten zusammen bewohnten Haus. Aus finanziellen Gründen, aber auch aufgrund extremem Mangel an häuslicher Sauberkeit bin ich ab Mitte des Semesters in eine Studentenwohnheim auf dem Nathan-Campus gezogen. Obwohl diese Wohnungen zwar von ästhetisch und wohnlich sehr niedrigem Niveau sind, haben so gut wie alle meine internationalen Freunde dort gewohnt und aufgrund der Kürze der Wege kann man einfach schnell mal zum Abendessen zu Freunden oder gemeinsam zum Sport, etc. Der Weg zu meinem Campus (South Bank) hat sich damit zwar um etwa fünf Minuten Busfahrt verlängert, dafür ist die Miete „On-Campus“ deutlich billiger (siehe Kosten weiter unten).
Wie ist die Infrastruktur der Gasthochschule?
Ziemlich beeindruckend wenn man deutsche Verhältnisse gewohnt ist. Der „Intercampus Shuttlebus“ pendelt alle viertel Stunde kostenlos zwischen den verschiedenen Campussen. Jeder Campus hat ein eigenes Study Center, dessen Mitarbeiter man so ziemlich alles fragen kann was anfällt. Auf dem Nathan Campus, dem deutlich größten in Brisbane, gibt es einen kleinen Supermarkt (ziemlich teuer), mehrere Cafés, eine Kantine, die Unibar, einen Frisör, ein Nagelstudio, ein Fitnessstudio und ein Schwimmbad, um nur die wichtigsten Einrichtungen zu nennen. Daneben unterhält die Universität große Sportanlagen und bietet so ziemlich jede Sportart an, wobei Rugby und Australian Football zu den populärsten Sportarten zählen. Sehr bemerkenswert ist auch das „Blackboard“ Online Portal der Universität, auf der alle Kurse vom Einschreiben über die Verteilung von Lehrmaterial sowie Nachrichten von Dozenten bis hin zu Abgaben und Benotung sehr
anschaulich und übersichtlich organisiert werden.
Was ist bei der Einreise/Visumsbeschaffung zu beachten?
Das Visum lässt online in maximal einer Stunde ohne Probleme beantragen, wird nach etwa ein oder zwei Tagen bestätigt, kostet jedoch ungefähr 430 Euro. Einige Freunde haben sich anstatt dieses Studentenvisums ein Workand-Travel-Visum geholt, dass nur etwa 300 Euro kostet, aber auch ein bis zu viermonatiges Studium erlaubt.
Wie hat es mit der Sprache geklappt?
Die Vorlesungen konnte ich ohne Probleme verfolgen, Aufsätze gut formulieren und mich auch mit Kommilitonen einwandfrei unterhalten. Über manche wissenschaftliche Lektüre muss man eventuell wiederholt lesen. Einige Australier, vor allem aus ländlicheren Regionen, sind aufgrund ihres Dialekts etwas schwerer zu verstehen, auf Nachfrage bekommt man aber immer eine zweite Antwort, da die Australier prinzipiell ein unglaublich freundliches Volk sind. Wenn man sich also nicht in einer deutschen Enklave aufhält, hat man eigentlich gar keine andere Wahl als sein Englisch zu verbessern.
Wie war das Unileben und Sozialleben?
Zu Unileben, siehe Abschnitt „Allgemeine Infos zum Studieren am Queensland Conservatorium“.
Freunde im Auslandssemester finden ist prinzipiell nicht allzu schwer. Bereits in bzw. sogar vor der Orientierungswoche findet man unglaublich schnell Anschluss, vor allem zu anderen internationalen Studenten aus der ganzen Welt, daher wird es auch bezüglich Tages- und auch Nachtaktivitäten niemals langweilig. Deutsche und Briten sind generell in der Überzahl, wenn es ums Studieren in Australien geht, was aber nicht heißen muss, dass man sich zwangsläufig nur mit Landsleuten umgeben muss. Dadurch dass alle Austauschstudenten verschiedene Trips durch Australien planen, reist man eigentlich nie allein und Australien bietet respektive Kultur- und Natursehenswürdigkeiten deutlich mehr an, als man in der Lage ist in einem Semester zu erkunden.
Wie wurde der Aufenthalt finanziert? Wie hoch sind die Kosten?
Die Kosten teilen sich in verschiedene Kategorien:
– Studiengebühren (Tuition Fee): 7150$
– Krankenversicherung: 259$
– wöchentliche Miete: zunächst 210$ (inner-city), danach 145$ (on-campus)
– zusätzliche monatliche Lebenskosten (ohne Reisen): ca. 600$
Lebensmittelpreise in den gängigen Supermarktketten (Coles, Woolworth, Aldi!) sind vergleichbar mit deutschem Niveau. Alkoholika werden in separaten Bottleshops verkauft und sind um einiges teuer als der deutsche Standard.
Dazu kommen natürlich noch Kosten, die beim Reisen innerhalb Australien anfallen. Inlandsflüge sind mit Billig-Airlines (Jetstar, Tigerair, Virgin) ziemlich preiswert (zwischen 50$ und 150$ return, je nach Stadt). Falls man monatliche Einnahmen aus Deutschland hat, spielt der Devisenkurs, der momentan etwa bei 1€ = 1,42 AUD liegt natürlich auch eine Rolle. Man sollte sich vor Antritt des Auslandsaufenthaltes auch informieren, ob zusätzliche Gebühren beim Geldabheben oder bei Transaktionen anfallen. In vielen Fällen bietet es sich an, ein australisches Konto zu eröffnen, das bei fast allen Banken kostenlos für Studenten ist. Finanziert wurde mein Aufenthalt zum Teil durch ein DAAD Stipendium, Gelegenheitsjobs in Australien (durchschnittlicher Stundenlohn liegt bei etwa 25$) und Ersparnisse.
Welche Krankenversicherung hatten Sie?
Die Griffith University schließt automatisch eine Allianz Krankenversicherung für Studenten ab (Oversea Student Health Cover), die alle grundlegenden Untersuchungen und Behandlungen aufkommt. Ausgeschlossen sind laut Vereinbarung Krankheiten die bereits schon vor Einreise nach Australien bestehen, Schwangerschaftsabbrüche und zahnärztliche Behandlungen.
Sonstige Tipps und Hinweise (z.B. zur Stadt, Kontakt mit der Heimat, Transport, etc.)
Generelles Leben in Brisbane/Australien:
Kulturell bietet Brisbane tags wie nachts von Sport- und Musikevents über Bars/Clubs zu Museen, etc. für jeden Geschmack etwas an. Prinzipiell sind die Wege etwas weiter, da sich australische Städte allgemein bis auf die absolute Innenstadt (CBD: Central Business District) räumlich sehr weit ausstrecken. Leichte Kritik muss ich am System der öffentlichen Verkehrsmittel üben, das eigentlich nur aus Busverbindungen besteht, die gerne mal 5 Minuten zu früh oder 20 Minuten zu spät kommen und selbst am Wochenende nach 12 Uhr den Dienst einstellen. Die Verwendung öffentlicher Verkehrsmittel ist auch nicht im Studentenausweis mit inbegriffen, was einen zusätzlichen Kostenfaktor aufwirft.
Ein großer Pluspunkt in Brisbane ist definitiv das Wetter, vor allem in der Winter-/Frühlingszeit. Sehr angenehme Temperaturen zwischen 25 und 30 Grad bei durchgehendem Sonnenschein sind die Regel. Etwa einmal pro Monat kommt es zu einem recht heftigen Sturm, der das monatliche Regenpensum abdeckt. Ansonsten sind TShirt, Shorts und Sonnenbrille zu empfehlen. Von Massen an tödlichen Schlangen und Spinnen kann ich leider nicht berichten. Die Tierwelt diesbezüglich sieht wesentlich freundlicher aus als erwartet.
Generell ist anzuraten so viel wie möglich neben dem Studium zu reisen und zu unternehmen. Wie oben erwähnt ist der durchschnittliche Arbeitsaufwand in Australien zwar etwas höher, wenn man unter der Woche aber einigermaßen fleißig ist, lassen sich problemlos Wochenendtrips unternehmen.
Die Gegend um Brisbane ist dafür wie geschaffen, viele kleine Strand- und Surferstädtchen (Noosa, Byron Bay, Surfers Paradise...) sind ungefähr ein bis zwei Stunden entfernt, es lohnt sich also für einige Tage mit Freunden Campervans (auf der linken Straßenseite fahren lernt sich in 5 Minuten) zu mieten oder mit Bahn/Bus zu reisen um in einem der vielen Hostels zu wohnen.