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Über Dinge die verschwiegen werden, Armut und die unschönen Seiten Hawaiis

Ich melde mich mit einem Blog Eintrag der mir seit Beginn sehr am Herzen liegt. Einem Blog Eintrag, der nicht schön sein wird, der es aber wert ist veröffentlicht zu werden um den Menschen die Rückseite der Medaille zu zeigen. Hawaii ist nicht nur Paradies, Strand und der ewig währende Sommer. Hawaii ist auch der US-Bundesstaat mit der höchsten Obdachlosenrate pro Kopf. So leben auf O‘ahu momentan ca. 8.000 Obdachlose Menschen als Folge einer schlechten Politik und extrem hohen Lebenserhaltungskosten. Betrachtet man die USA als Ganzes kann man feststellen, dass momentan über 500.000 Menschen als obdachlos gemeldet sind. Ungefähr 15% davon gelten als chronisch obdachlos. Fast ein Viertel alles Obdachlosen der USA lebt in Kalifornien. Schuld daran ist ähnlich wie in Hawaii der Mangel an bezahlbarem Wohnraum.

Während in Waikiki alles schön ist und sich teure Luxusboutiquen aneinanderreihen, so erlebt man in Downtown das krasse Gegenteil. Obdachlose Menschen die auf der Straße herumlaufen, die Kleidung voller Schmutz und Fäkalien, die Gesichter gezeichnet von jahrelangem Drogenkonsum, ohne Schuhe und ohne Perspektive. Die meisten von Ihnen halten sich am Leben, indem sie weggeworfene McDonalds Getränkebecher und Lebensmittel aus den Mülleimern holen oder eben durch Diebstahl. Da fehlende Körperhygiene das kleinste Problem darstellt, ist der Geruch in den Straßen Downtowns nahezu bestialisch. Ein unschöner Nebeneffekt den man aus Deutschland in diesem Ausmaß nicht kennt ist, dass die Menschen die man abstoßend findet einem manchmal näherkommen, als es einem lieb ist. Ich bin froh, wenn ich im Bus neben einem „normalen“ Menschen sitze, der nicht stinkt und mich nicht anquatscht. Das Schlimmste daran ist die vollkommene Abstumpfung. Fahre ich zur Uni, so lege ich meine Menschlichkeit für eine Stunde ab, beachte die Menschen nicht mehr, denke nicht über ihr Schicksal nach und hoffe inständig einfach in Ruhe gelassen zu werden. Ich bin kein Unmensch, ich helfe den Menschen gerne und genau aus diesem Grund macht mich mein eigenes Verhalten hier unfassbar traurig. Wie bereits erwähnt ist die Obdachlosenpolitik auf Hawaii so dermaßen schlecht, dass auch Polizei und Einwohner nichts mehr groß dagegen tun. Zunächst ist da dieses Gefühl von Machtlosigkeit, welches zu Trauer und anschließender Ignoranz führt. Denn was ich nicht sehe, macht mich nicht traurig. Als wohlbehütetes Mädchen vom Dorf kommt mir das alles unfassbar befremdlich vor. Aus diesem Grund ist es gut zu wissen, dass die HPU des öfteren Vorträge zum Thema Obdachlosigkeit in Hawaii anbietet, um die Studenten auf das Thema zu sensibilisieren. Auch gibt es immer mal wieder freiwillige Aktionen um den Menschen zu helfen. In einem meinr Social Work Kurse besteht unter anderem auch die Möglichkeit  gegen Credits an einem Projekt für Obdachlose teilnehmen zu können. Ich fühle mich auf dem Campus auf jeden Fall sicher, nicht zuletzt auch aufgrund des Security Personals welches einen beispielsweise nach Night Classes zur Bushaltestelle begleitet, damit sich niemand fürchten muss.

In Honolulu sind Dinge wie Obdachlosigkeit, Drogenkonsum und Kriminalität leider keine Seltenheit. All das gibt es überall, egal ob in Deutschland oder in anderen Großstädten der USA. Man sollte deshalb nicht vergessen, dass der Teil der Bevölkerung welcher vom Hawaiianischen Tourismus profitiert, eine sehr kleine Minderheit ist und viele Menschen hier am totalen Existenzminimum leben. Ich möchte hier niemanden in Angst und Schrecken versetzen,ich bin jedoch davon überzeugt, dass Tabuthemen wie diese viel zu oft beschönigt werden.

Grüße von der Insel, Eure Laura

Aus der Ferne nicht zu erkennen: Hawaii ist nicht für alle paradiesisch.
Aus der Ferne nicht zu erkennen: Hawaii ist nicht für alle paradiesisch.

Laura Mäntele zuletzt bearbeitet am 11.10.2018